Wie ein MAD-Schüler die Welt des Punk erfand – John Holmstrom und das legendäre PUNK Magazine

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Es war einmal im New York der 70er, als Stromausfälle, Drogen und schlechte Frisuren das Stadtbild bestimmten – und irgendwo zwischen den Bierflaschen im Club CBGB saß ein Typ mit Stift und Zeichenblock: John Holmstrom.

Holmstrom war kein gewöhnlicher Zeichner. Er war Schüler von Harvey Kurtzman, dem Gründer des MAD Magazins – also genau dem Typen, der Satire und Cartoon-Chaos in ein ganzes Genre verwandelt hatte. Statt Spione in Trenchcoats und grinsende Alfred E. Neumans zu zeichnen, entschied Holmstrom jedoch: „Warum nicht das gleiche mit Rockstars machen?“

Cover der ersten Ausgabe des PUNK Magazins von Januar 1976, gestaltet von John Holmstrom. Illustration zeigt Lou Reed in Comicstil mit übergroßer Brille und Lederjacke.
Das legendäre erste Cover des PUNK Magazins (Januar 1976) – John Holmstroms gezeichneter Lou Reed im typischen MAD-inspirierten Stil.

Aus MAD wurde PUNK – mit viel DIY und noch mehr Wahnsinn

1975 gründete Holmstrom zusammen mit Legs McNeil und Ged Dunn Jr. das PUNK Magazine – eine Mischung aus Comic, Fanzine und anarchischer Liebeserklärung an das Chaos der New Yorker Musikszene.
Damals gab es das Wort „Punk“ eigentlich nur in Kritikertexten, um Bands zu beschreiben, die zu laut, zu frech und zu ungehobelt waren, um im Radio zu laufen. Holmstrom und Co. machten daraus eine Lebenseinstellung:

„Drunk, obnoxious, absurd, funny, ironic – und alles, was uns sonst noch Spaß macht.“

Oder, um es in MAD-Sprache zu sagen: “Was? Wir sollen erwachsen werden? Klingt nach einem schlechten Witz!”

PUNK Magazine – das MAD der Rock’n’Roll-Revolution

Das Magazin war alles andere als professionell – und genau das machte seinen Charme aus.
Gedruckt auf billigem Papier, mit handgeletterten Artikeln und wildem Comic-Layout, feierte es die Helden der Lower East Side: Patti Smith, die Ramones, Debbie Harry, und sogar Marlon Brando als „den Original Punk“.

Dazu kamen Holmstroms Comics, die mit Karikaturen, Sprechblasen und viel albernem Humor den Geist von MAD direkt in den Moshpit katapultierten. In Fotostories wie “The Legend of Nick Detroit” (mit Richard Hell) oder “Mutant Monster Beach Party” (mit Debbie Harry und Joey Ramone) wurde das Nachtleben zur Slapstick-Soap – inklusive Cameos von Andy Warhol und Joan Jett.

DIY oder stirb – das Erbe von PUNK

Natürlich war so ein Chaosprojekt nicht für die Ewigkeit gemacht. Die Produktion war teuer, die Sponsoren skeptisch, und Holmstrom übernahm bald alles selbst – vom Zeichnen bis zum Kaffeekochen. Nach dem Tod ihres Geldgebers 1979 musste PUNK das Licht ausmachen.

Doch der Geist lebte weiter.
Durch Holmstroms Einfluss entstanden unzählige DIY-Magazine wie Sniffin’ Glue, Ripped and Torn oder Slash.
Der Gedanke: Jeder kann Kultur schaffen – auch (oder gerade) ohne Geld, Talent oder Plan. Ganz wie Holmstrom es schrieb:

„Any kid can pick up a guitar and become a rock’n’roll star.“

Oder in unserer Sprache:

„Jeder Trottel kann eine Zeitschrift machen – fragt nur MAD!“

MAD + PUNK = kulturelle Explosion

Dass MAD Holmstroms größter Einfluss war, sieht man bis heute: dieselbe Mischung aus Witz, Parodie und respektloser Liebe zum Unsinn.
Ohne Kurtzmans verrücktes Erbe hätte es vielleicht nie ein PUNK Magazine gegeben – und ohne PUNK hätte der DIY-Geist der Subkultur nie solche Flügel bekommen.

Also, wenn du das nächste Mal eine alte MAD-Ausgabe durchblätterst, stell dir einfach vor, Alfred E. Neuman trägt eine Lederjacke, hängt bei CBGB rum und ruft:

„What, me pogo?“ 🧷

Quelle: https://www.historians.org/perspectives-article/punk-magazine/

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