MAD #60 – Der Morsecode-Start von Spy vs. Spy

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Im Januar 1961 erschien die Ausgabe MAD #60 – und damit eine Serie, die bis heute zu den bekanntesten Markenzeichen des Magazins zählt: Spy vs. Spy. Erschaffen vom kubanischen Zeichner Antonio Prohías, zeigte der Strip erstmals den weißen und den schwarzen Spion, die sich in endlosen Duellen voller Fallen und Tricks bekämpfen. Doch neben den wortlosen Bildern verbarg sich ein Detail, das nicht jedem sofort auffiel: eine Signatur im Morsecode. Punkte und Striche am oberen Rand ergaben die Botschaft „BY PROHIAS“. Damit setzte der Zeichner ein verstecktes Autogramm, das in fast allen folgenden Episoden wiederkehrte.

USA MAD Nummer 60
USA MAD Nummer 60

Spy vs. Spy wurde zu einem Dauerbrenner des MAD-Magazins, erhielt Sonderausgaben, Bücher und sogar Videospiele. Und die unscheinbaren Zeichen erinnerten die Leserinnen und Leser stets daran, wem sie diesen einzigartigen Humor verdankten.

Geheimcode am Seitenrand – die Morse-Signatur

Die erste Spy vs. Spy-Geschichte in MAD #60 enthielt bereits die Morse-Signatur. Ein zeitgenössischer Rückblick weist ausdrücklich darauf hin, dass die Punkte und Striche „BY PROHIAS“ ergeben – ein verschlüsseltes Autogramm, das sich in allen weiteren Strips wiederfinden sollte. Antonio Prohías hatte damit eine einfache, aber originelle Methode gefunden, seine Autorenschaft sichtbar zu machen, ohne den klaren, textfreien Stil der Serie zu stören.

Die Codierung selbst ist leicht nachvollziehbar:

  • B: -···
  • Y: -·–
  • P: ·–·
  • R: ·-·
  • O: —
  • H: ····
  • I: ··
  • A: ·-
  • S: ···

Wer die Morsezeichen entzifferte, las unmissverständlich den Hinweis „BY PROHIAS“. Für Fans wurde das schnell zum festen Bestandteil jeder Folge – eine Art Running Gag, der gleichzeitig die Originalität des Künstlers unterstrich. Die Morse-Signatur blieb für Jahrzehnte ein unverkennbares Element. 

Codename: MAD

Im Alltag begegnen einem außer der nervigen Eingabe von Passcodes kaum irgendwelche Codeworte oder -zahlen und wenn, dann selten so charmant wie bei MAD. Einzig positiv wären vielleicht die Rabatt- und Bonus Codes zu nennen, die beim Online-Shopping oder in der Gaming-Welt Vergünstigungen gewähren  – doch selbst hier scheinen sie die Dinge oft unnötig zu komplizieren. Da muss man etwa oft noch einen Newsletter abonnieren, um dann den Code zu bekommen, den man beim Einkauf verwenden kann.

Auch beispielsweise im Poker Bonus Vergleich taucht der Begriff Bonus Code immer wieder auf. Aber braucht man ihn immer? Nein. Es kommt auf den Anbieter an. Manche Pokerseiten verlangen einen speziellen Code, um den Bonus freizuschalten, während andere den Bonus automatisch gutschreiben – klingt simpler. Doch Codeworte rund um Geheimnisse üben eine Faszination aus, die nicht nur nerdige Kryptografie Freaks in den Bann schlägt. 

Mad Leser finden daher auch in Heft MAD #469 (September 2006) eine entsprechende Parodie: Unter dem Titel The Da Vinci Coma nahm das Magazin den weltweiten Bestseller The Da Vinci Code und dessen Rätsel- und Kryptofaszination satirisch aufs Korn. Damit knüpfte MAD an seine Tradition an, mit Codes und Geheimzeichen zu spielen – eine Tradition, die bereits 1961 mit der Morse-Signatur „BY PROHIAS“ in Spy vs. Spy begonnen hatte.

Von der Premiere zur Kultserie

Spy vs. Spy entwickelte sich rasch zu einem festen Bestandteil des MAD-Magazins. Die Serie brachte bald nicht nur die ewigen Kämpfe zwischen dem schwarzen und weißen Spion, sondern auch Erweiterungen wie „Gray Spy“, erstmals 1962 in MAD #73. Damit erhielt die Reihe eine zusätzliche Figur, die für neue Dynamiken sorgte.

Über die Jahre erschienen verschiedene Sammelbände, etwa „The All New Mad Secret File on Spy vs. Spy“ (1965) oder „Spy vs. Spy: The Complete Casebook“ (2001/2011). Später folgten modernere Ausgaben wie „MAD Presents: Spy vs. Spy – The Top Secret Files“ (2011) und sogar ein „Spy vs. Spy Omnibus“ (2023). Die Popularität der beiden wortlosen Agenten führte außerdem zu Adaptionen in anderen Medien: Videospiele, Cartoons und eine große Menge an Merchandising machten sie zu Kultfiguren weit über das Magazin hinaus.

In der Premiere von MAD #60 steckte nicht nur eine neue Comicreihe, sondern auch ein kleines Stück Kryptografie-Geschichte. Während die Spione sich gegenseitig in die Luft jagen, erinnert die Morse-Signatur daran, wer sie erfunden hat. Für Sammler und Fans ist sie ein Markenzeichen geworden.

Quellen:

https://majorspoilers.com/2022/07/24/retro-review-mad-magazine-60-january-1961/

https://en.wikipedia.org/wiki/Spy_vs._Spy

https://www.madcoversite.com/quiz_spycode.html

https://www.mycomicshop.com/search?TID=353271&Pgi=451

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_film_spoofs_in_Mad

https://www.madcoversite.com/mad469.html

 

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