Mit der Veröffentlichung der neuesten Ausgabe von MAD Magazin (Ausgabe #44, August 2025) beweist das Kult-Magazin einmal mehr, dass es auch nach Jahrzehnten noch nichts von seinem Biss und seiner kreativen Unverfrorenheit eingebüßt hat. Die Ausgabe steht ganz im Zeichen eines der größten Superhelden aller Zeiten: Superman. Doch wer denkt, dass MAD dem Mann aus Stahl ehrfürchtig den roten Teppich ausrollt, kennt das Magazin schlecht. Statt Pathos gibt es Pointen – und statt Heldenerzählung eine satirische Demontage, wie sie nur MAD hinbekommt.

Ein Cover zum Abheben – und Kotzen
Das Titelbild stammt von Kerry Callen, einem der etablierten Künstler im MAD-Universum. Schon der erste Blick signalisiert dem Leser: Das hier ist keine Lobeshymne auf den Kryptonier, sondern ein humorvoller Blick auf seine Absurditäten. Die Inhaltsseite selbst, gestaltet mit Jack Rickards „Super Barf Bag“-Illustration, gibt den Ton vor – hier wird scharf gewürzt.
Superman im Fadenkreuz der Satire
MAD #44 ist vollgestopft mit Beiträgen, die sich Superman in all seinen Erscheinungsformen vornehmen. Besonders hervorzuheben ist der Artikel „A MAD Look at Superman“, gezeichnet von Sergio Aragonés und koloriert von Carrie Strachan (Seiten 6–9). Aragonés, bekannt für seine wortlosen Mini-Comics, fängt Superman in einer Reihe von absurden Alltagssituationen ein, die jeden Mythos vom allmächtigen Helden auf den Boden der komischen Tatsachen holen.
Auch der doppelseitige Beitrag „Tasks Superman Isn’t So Super At“ von Teresa Burns Parkhurst (Seiten 46–47) zeigt, dass selbst ein Übermensch mitunter menschlich versagt – etwa beim Aufbau eines Ikea-Regals oder dem Versuch, eine App auf seinem Krypton-Smartphone zu aktualisieren.
Klassiker treffen auf Neues – und alles dreht sich um den Mann aus Stahl
MAD wäre nicht MAD ohne seine tief verwurzelte Geschichte. Deshalb greift die Ausgabe auch immer wieder auf Klassiker zurück – etwa das legendäre „Superduperman“-Film-Spoof von Larry Siegel und Mort Drucker (Seiten 14–21), das erstmals in den 1960ern erschien. In gewohnt übertriebener Manier wird hier der Superman-Mythos als Hollywood-Kitsch zerlegt.
Doch auch neue Beiträge schlagen in dieselbe Kerbe. „Modern Hassles Superman Would Face If He Really Returned“ (Jacob Lambert & Hermann Mejia, Seiten 48–50) stellt sich vor, wie sich der Kryptonier heute mit Influencern, Datenschutzverordnungen und Kryptowährungen herumschlagen müsste. Die Botschaft: Selbst ein Superheld kommt gegen Bürokratie und Social Media nicht an.
Sergio Aragonés: Der rote Faden der Ausgabe
Neben seinen Beiträgen zu Superman liefert Aragonés mit seinen beliebten „Drawn-Out Dramas“ wieder verstreute Cartoons im gesamten Heft. Sein Stil ist unverkennbar und wirkt wie der visuelle Kleber, der die einzelnen Beiträge humoristisch verbindet. Dazu kommt „A Super Opportunity“ (Seite 35), ein weiterer Aragonés-Strip, der auf einer Seite mehr Gesellschaftskritik unterbringt als manch ganzes Comic-Heft.
Klassiker von Don Martin & Don Edwing
MAD-Veteran Don Martin, dessen unverwechselbarer Strich die 70er und 80er prägte, ist ebenfalls prominent vertreten – etwa mit „One Afternoon in Metropolis“ (Seite 4) oder dem charmanten „A Mad Look at Superman“ (Seiten 54–55), das posthum in Zusammenarbeit mit Don Edwing veröffentlicht wurde. Martins Figuren, mit ihren überlangen Nasen und schlacksigen Gliedmaßen, sind auch 2025 noch komisch – gerade weil sie Superman derart grotesk entmystifizieren.
Sidekicks, Spione und Selbstironie
Ein weiteres Highlight ist der Beitrag „It’s Bring Your Sidekick to Work Day!“ von Kerry Callen (Seiten 10–12), in dem Superman, Batman & Co. ihre weniger bekannten Helferlein mit zur Arbeit bringen – inklusive Chaos im Büro. Auch Spy vs. Spy bekommt zwei Einsätze (Seiten 2–3 und 43), unter anderem mit einer kryptonitverseuchten Baby-Kal-El-Story.
Fazit: Ein Muss für Fans von Superman – und MAD
Obwohl Superman das thematische Zentrum bildet, bleibt MAD seiner Linie treu: Nichts und niemand ist vor der satirischen Lupe sicher. Die Mischung aus neuem Material, liebevoll restaurierten Klassikern und künstlerischer Vielfalt macht Ausgabe #44 zu einem gelungenen Rundumschlag gegen Heldenverehrung und Popkulturwahn.
Wer mit Superman aufgewachsen ist, wird lachen. Wer Superman nie mochte, wird brüllen.