Sporttipps und Popkultur – die Verbindung hat eine lange Tradition. Schon bei den Gladiatorenkämpfen im alten Rom wechselte so manchen Denaren und Sesterzen den Besitzer, weil die Zuschauer mit Begeisterung untereinander Wetten abschlossen. Auch wenn es den Begriff Popkultur noch nicht gab, vereinten Brot und Spiele die breiten Massen bei einem populären Zeitvertreib.
Dass zwei Aktivitäten, die Spannung und Ablenkung bieten, wie gemacht füreinander sind, hat sich in mehr als zwei Jahrtausenden nicht geändert. Nur die Art und Weise unterscheidet sich heute von den antiken Vorbildern.
Während Sportler und Sportvereine nach wie vor als Helden und Vorbilder gefeiert werden und so mancher Fußballer wie ein Popidol gefeiert wird, sind Brot und Spiele im Colosseum durch andere Unterhaltungen ersetzt worden. Film und Fernsehen nehmen einen Großteil dieser Lücke ein, aber auch als eSport anerkannte Videogames gehören dazu.
Filme und Sportwetten inspirieren sich dabei gegenseitig. Fast schon Tradition hat in Großbritannien ein neuer Ausbruch von Wettfieber, sobald es um die potenzielle Nachfolge von James-Bond-Darstellern geht. Das war vor der Besetzung der Kultrolle von Geheimagent 007 mit Daniel Craig der Fall, und seit seinem Abschied gab es bereits mehrere Wellen von Wettrunden. Obwohl die britischen Buchmacher immer wieder Stopps verhängen, wenn neue Entwicklungen das Anraten, reicht ein Gerücht seitens der Produzenten oder potenzieller Insider, um das Fieber erneut zu entfachen.
Die Oscars haben ebenfalls längst die Wettbüros erreicht. Tipps auf den besten Film oder die besten Schauspieler bei den Academy Awards gehören mittlerweile dazu. Gibt es Nominierungen aus heimischen Landen, steigt das Interesse noch zusätzlich. Gleich vier Oscars gingen 2023 für „Im Westen Nichts Neues“ an eine deutsche Produktion, inklusive der Auszeichnung als bester internationaler Film. 2024 waren Sandra Hüller als beste Schauspielerin und Filmemacher Ilker Catak mit „Das Lehrerzimmer“ für den besten internationalen Film im Rennen um einen Oscar.
Doch auch auf der Leinwand sind Wetten und Buchmacher ein Hit. Dabei genügen schon wenige Augenblicke, um unvergesslich zu sein. In Marvels Superhelden-Hit „Avengers Assemble“ wettet S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury mit Captain America, dass der gerade aufgetaute erste Avenger noch nicht alles gesehen hat. Captain America akzeptiert – und verliert die Wette.
Dass Tipps durchaus unsaubere Aspekte haben können, wird in Filmen ebenfalls nicht verschwiegen. Dramas, Thriller und Komödien im Gangstermilieu sind ein Dauerbrenner der Popkultur, in denen Glücksspiel jeder Art selten weit entfernt ist.
Einer der erfolgreichsten Klassiker aus dem Milieu ist die Gaunerkomödie „The Sting – Der Clou“ mit Paul Newman und Robert Redford aus dem Jahr 1973. In der in den von der Weltwirtschaftskrise gebeutelten 1930er Jahren spielenden Geschichte tun sich ein kleiner Gauner und ein alter Hase zusammen, um einen Gangsterboss aufs Kreuz zu legen, der ihren Freund auf dem Gewissen hat. Dafür ziehen sie alle Register, von einem gezinkten Pokerspiel bis zu einem großangelegten Betrugsmanöver rund um Pferdewetten. Dass „Der Clou“ alles andere als an den Haaren herbeigezogen war, bewiesen unter anderem Gangster in Deutschland, die ein Jahr nach der Premiere die Masche mit den Wetten imitierten.
Im Buchmachermilieu spielt auch das Drama „Acht Mann und ein Skandal“ von 1988, mit John Cusack, Christopher Lloyd und Charlie Sheen. In dem Film wird der erste große Glücksspielbetrug im amerikanischen Baseball dramatisiert. Buchmacher hatten 1919 in der World Series of Baseball nach und nach acht schlecht behandelte und unterbezahlte Spieler der Chicago White Sox bestochen, um deren lukrative Niederlagen zu garantieren. Journalisten wurden durch die seltsame Pechsträhne misstrauisch gemacht und deckten die unsauberen Machenschaften auf.
„Hardball“ mit Keanu Reeves von 2001 ist ein weiterer Baseball-Film, der auf einer wahren Geschichte beruht. Reeves spielt einen Baseball-Profi, der bei Buchmachern tief in der Kreide steht und dringend Geld braucht, um sich vor brutalen Eintreibern zu retten. Ein Freund bietet ihm an, eines der schwächsten Junior-Baseballteams zu trainieren.
Deutsche Filmemacher haben sich der Thematik ebenfalls erfolgreich angenommen. „Auf kurze Distanz“ von 2016 ist ein Thriller, bei dem es um Schiebung bei Wetten, Erpressung und sogar Mord geht, mit denen es ein verdeckter Ermittler zu tun bekommt.
Spielmanipulation und Wettbetrug im Fußball stehen im Mittelpunkt des Dramas „Spielmacher“ von 2018, bei dem ein Ex-Kicker immer tiefer abrutscht.
Düstere Themen sind aber nicht die einzigen, die die Filmfans begeistern. Hits wie „Ocean’s 11“, in der George Clooney in der Titelrolle ein Team zusammenstellt, um einen kriminellen Casinobesitzer auszurauben und zugleich seine Ex-Frau zurückzugewinnen, gehören zu den erfolgreichsten Filmen des 21. Jahrhunderts. Dass selbst Profigauner einer privaten Wette nicht widerstehen können, demonstrieren Oceans Kumpane zwischendurch ebenfalls.
Wer es noch klassischer und dennoch topmodern mag, kann mit „Gladiator 2“ zurück zu den Anfängen von Sportwetten plus Popkultur gehen. Ridley Scotts Monumentalfilm von 2024 hat zwar gemischte Kritiken erhalten, aber allein an den Kinokassen hat sich die Wette auf den Film bereits in den ersten Wochen ausgezahlt. Manche Sachen gehören zusammen.