When We Went MAD – Neue US-Doku beleuchtet das Erbe des MAD Magazins

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Mit When We Went MAD! ist in den USA eine neue Dokumentation erschienen, die Fans des legendären MAD Magazins ebenso begeistern dürfte wie kulturhistorisch Interessierte. Der Film zeichnet ein lebendiges, oft liebevoll-chaotisches Bild jener Zeitschrift, die über Jahrzehnte hinweg das humoristische Rückgrat amerikanischer Popkultur bildete. Aufbauend auf Interviews, Archivmaterial und vielen kleinen Anekdoten, beleuchtet die Doku Entstehung, Entwicklung und endgültigen Niedergang des Magazins—und zeigt, wie tief MAD in die amerikanische Gesellschaft eingewoben war.

 

DVD-Hülle, Flyer und Button der Dokumentation „When We Went MAD!“ mit einer Collage aus gezeichneten Gesichtern auf blauem Hintergrund.
Merchandise zur neuen Dokumentation „When We Went MAD!“ über das MAD Magazin.

Das Fundament des amerikanischen Spottgeistes

Schon früh macht die Dokumentation deutlich: Wer die letzten 60 Jahre US-Popkultur verstehen möchte, kommt an MAD nicht vorbei. Die Zeitschrift, gegründet von William M. Gaines, trug maßgeblich dazu bei, dass Satire, Überzeichnung und schräge Parodie zum festen Bestandteil des amerikanischen Humors wurden. Viele spätere Größen aus Comedy, Fernsehen und Cartooning sind mit MAD aufgewachsen—und prägten später jene Form des Spotts, die heute selbstverständlich in Sendungen wie Saturday Night Live, The Daily Show, aber auch auf TikTok und YouTube zu finden ist.

Die neue „When we went MAD“ Dokumentation zeigt, wie MAD seine Leser von Beginn an dazu einlud, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen. Nichts war heilig. Politiker, Patrioten, Kapitalisten, Sozialisten, Fernsehstars, Kinomythen: alles wurde zerrupft, neu zusammengesetzt und mit einem Augenzwinkern präsentiert. Und diese Haltung wirkte nach—im Denken ganzer Generationen.


Von EC Comics zur Kultzeitschrift

Spannend sind vor allem die historischen Einblicke: Aufgebaut wurde MAD ursprünglich als eher harmloser Ableger des Comicverlags EC Comics. Doch während andere Hefte des Verlags wegen ihrer Horror- und Kriegsdarstellungen ins Fadenkreuz konservativer Kulturkritiker gerieten, entwickelte MAD bald eine andere Form des jugendlichen Aufbegehrens. Dort, wo andere Comics Gewalt oder Schock setzten, setzte MAD auf Ironie als Waffe.

Besonders kulturell prägnant war die Einführung von Alfred E. Newman, des legendär debilen Grinsekinds mit dem Motto „What, me worry?“—eine Figur, die generationsübergreifend zur Ikone wurde.


Interviews, Erinnerungen und ein Hauch Wehmut

Der Film stützt sich auf eine Vielzahl bekannter Stimmen. Bryan Cranston, Howie Mandel, Archivaufnahmen von Jerry Seinfeld, Howard Stern und viele weitere feiern MAD als prägende Kraft ihres eigenen Humors. Manche scherzen sogar, die größte Ehre ihres Lebens sei es gewesen, als Titelparodie im Magazin verewigt zu werden.

Auch Einblicke in das Redaktionsleben sorgen für Entertainment: Gaines wird als „großzügiger Geizhals“ beschrieben, als exzentrischer Visionär, der seine Teams gewähren ließ, solange das Endprodukt überzeugte. Der oft zitierte „Usual Gang of Idiots“—so bezeichnete sich das Redaktionsteam selbst—schuf unter anarchisch-freundschaftlichen Bedingungen viele der bekanntesten MAD-Parodien.

Die Dokumentation spart aber auch kritische Punkte nicht aus: So gab es im Kernteam über Jahrzehnte hinweg kaum ethnische Vielfalt und nur sehr wenige Frauen. Ein Boys-Club, der trotz aller satirischen Weitsicht blinde Flecken hatte.


Der zeitlose Charme des Spotts

Besonders schön veranschaulicht „When We Went MAD!“ die Langlebigkeit vieler MAD-Witze. Klassiker wie Superduperman, schräge Liedparodien oder bissige Filmspoofs werden hervorgeholt—oft mit amüsanten Beispielen, die zeigen, wie sehr sich diese Art Humor ins Gedächtnis eingebrannt hat. Viele Zuschauer werden sich an Momente erinnern, in denen sie als Jugendliche lauthals über MAD lachten oder das Heft heimlich unter der Bettdecke verschlangen.

Die Dokumentation endet mit einem bittersüßen Blick auf das Aus des Magazins im Jahr 2019—symbolisch begleitet durch die letzte Ausgabe, die Quentin Tarantino in Once Upon a Time… in Hollywood verewigen ließ.


Ein Film für Fans und Neuentdecker

„When We Went MAD!“ ist eine ebenso unterhaltsame wie warmherzige Hommage an ein Medium, das sich stets weigerte, irgendetwas zu ernst zu nehmen—auch sich selbst nicht. Für Boomers ist es ein Wiedersehen mit einem Stück Jugendkultur. Für jüngere Zuschauer ein faszinierender Blick auf jene Ursprünge des Parodie-Humors, der heute das Internet prägt.

Wer MAD je gelesen hat, wird diese Dokumentation lieben. Und wer es nicht getan hat, versteht danach vielleicht, warum das Magazin über Jahrzehnte ein amerikanisches Kulturgut war.

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