Konsum zwischen Satire und Realität – MAD (US) #108 und die ewige Geschenkejagd

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Der Sommer ist zwar gerade erst vorbei, der Herbst hat noch nicht richtig begonnen – und Weihnachten steht noch nicht vor der Tür, sondern eher hinter der nächsten Ecke. Trotzdem lohnt sich schon jetzt ein Blick zurück auf eine Ausgabe des MAD-Magazins, die sich vor fast 60 Jahren mit dem alljährlichen Geschenkewahnsinn auseinandersetzte: MAD #108 aus dem Januar 1967. 

MAD #108 aus dem Januar 1967
MAD #108 aus dem Januar 1967

Darin erschien unter dem Label „Gift ’Till It Hurts Department“ die Parodie „A MAD Shopping Guide to Gifts for Finks“, geschrieben von Stan Hart und illustriert von Bob Clarke. Statt hilfreiche Ratschläge zu liefern, entlarvte MAD damals auf satirische Weise die Absurditäten des Konsumverhaltens rund um Weihnachten. Ein Thema, das auch heute noch erstaunlich aktuell wirkt – egal ob in den USA oder Deutschland.

Shopping-Kritik anno 1967

Die Ausgabe #108 ist ein Beispiel dafür, wie MAD Magazine Konsumkultur schon in den 1960er-Jahren parodierte. Der „Shopping Guide“ listete Geschenkideen, die zwar auf den ersten Blick nützlich erscheinen sollten, bei näherem Hinsehen aber völlig sinnlos oder widersprüchlich waren. Das satirische Ziel war klar: zu zeigen, dass viele Kaufentscheidungen weniger aus echtem Bedarf, sondern aus Werbedruck, sozialem Zwang oder irrationaler Logik entstehen.

Die Wahl der Autoren ist dabei ebenfalls bemerkenswert: Stan Hart, der in den 1960er- und 1970er-Jahren regelmäßig für MAD schrieb, war bekannt für übersteigerte Parodien des Alltagslebens, während Bob Clarke mit klarer, karikierender Strichführung diese Ideen visuell auf den Punkt brachte. In Kombination entstand eine bissige Miniatur über Geschenke, die eigentlich niemand braucht – eine satirische Abrechnung mit dem Massenkonsum der Nachkriegsjahre.

Die langen Schatten des Konsumrauschs

Dass ein Beitrag von 1967 heute noch Relevanz besitzt, liegt daran, dass die Dynamiken des Einkaufens sich in vielen Punkten ähneln. Zwar haben sich die Schauplätze verändert – vom Kaufhaus der 60er über die Shopping Mall der 80er bis hin zu E-Commerce und Social Commerce im Jahr 2025 –, doch die Mechanismen sind gleich geblieben. Werbekampagnen erzeugen Dringlichkeit, Sonderangebote suggerieren Knappheit, und Feiertage werden kommerziell ausgeschlachtet.

Während MAD in den 1960er-Jahren noch Karikaturen über „sinnlose“ Präsente zeichnete, sprechen aktuelle Studien über handfeste Folgen des Konsumverhaltens. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland liegt der Weihnachtsumsatz des Einzelhandels in Deutschland 2024 bei voraussichtlich 121,4 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt bedeutet das zwar weitestgehende Umsatzstagnation doch im Onlinehandel wird der Weihnachtsumsatz auf 21,5 Milliarden Euro geschätzt, ebenfalls ein nominales Plus von 1,4 % (Quelle  https://einzelhandel.de/presse/aktuellemeldungen/14665-weihnachtsgeschaeft-bleibt-trotz-schwieriger-rahmenbedingungen-stabil).

Satire trifft digitale Realität

Heute verschiebt sich der Konsumrausch zunehmend ins Digitale. Plattformen wie Amazon dominieren den Onlinehandel, während Shopping-Events wie „Black Friday“ und „Cyber Monday“ in Europa Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe generieren. Auch außerhalb des klassischen Shoppings spielen Rabatte und Boni online eine große Rolle – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. 

Beim iGaming, wo Boni in Hülle und Fülle locken und solche ohne Einzahlung sogar der Eindruck von Wegschenken vermittelt wird, zeigt sich besonders deutlich, wie sehr Incentives Kauf- und Spielentscheidungen beeinflussen. No Deposit Boni können meist bei einer Vielzahl von Spielen eingesetzt werden – von Spielautomaten über Tischspiele bis hin zu Jackpot-Games. Während Freispiele oft auf bestimmte Slots beschränkt sind, lässt sich Bonusguthaben flexibler auf viele Casino-Titel anwenden (Quelle https://casinobeats.com/de/online-casinos/bonus-ohne-einzahlung/).

Ein weiteres Beispiel liefert die digitale Gaming-Branche: So wirbt Xbox Game Pass regelmäßig mit stark rabattierten Einstiegsangeboten – etwa 14 Tage für nur 1 US‑Dollar/Euro, bevor der reguläre Preis greift – um Neukund:innen zu gewinnen und sie langfristig an ein Abo zu binden.

Damit haben sich die Schauplätze der von MAD kritisierten Konsumkultur zwar verändert, die Grundmuster sind jedoch gleichgeblieben: Überfluss an Auswahl, psychologisch kalkulierte Rabatte und zu Weihnachten zusätzlich das Gefühl, unbedingt „das perfekte Geschenk“ finden zu müssen.

MAD #108 zeigt so aus heutiger Perspektive zweierlei: Zum einen, wie lange das Thema Konsumkritik schon Teil der Popkultur ist. Zum anderen, dass selbst satirische Übertreibungen von 1967 kaum an Aktualität verloren haben. Denn während wir heute über digitale Warenkörbe und Influencer-Deals diskutieren, ist der satirische „Shopping Guide for Finks“ nichts anderes als eine frühe Parodie auf genau die Logik, die im Kern gleichgeblieben ist: Kaufen um des Kaufens willen.

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