CHINESISCH?!

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[IMG=left]/webnews/pictures/Kaymak/LearnChinese.jpg[/IMG] Vor ein paar Jahren bin ich mit Maus auf Stuttgarts Promenierzeile, auf der Königstrasse – Richtung Hauptbahnhof entlangspaziert. Es regnete leicht und ich dachte weiter an nichts konkretes – bis… ich diesen chinesischen Kalligraphen am Rand unter der Fassadenverkleidung der Landesgirokasse (… die sich dann in LBBW umbenannte und seit einiger Zeit schließlich Baden-Württembergische Bank, kurz BW-Bank heißt – was aber hoffentlich der Souveränität der Bank nicht geschadet haben dürfte; weiß ja nicht wie das im Bankenwesen ist – aber wenn sich eine Spedition oder Versicherungsagentur dauernd umbenennt laufen einem die Kunden davon) sitzen sah: bestückt mit einem kleinen Klapphocker und einer Art Bauchladen – pinselte er gegen eine Gebühr den Namen des Käufers in chinesischen Schriftzeichen auf einen Streifen gut aufbereitetes Büttenpapier! Vor ihm auf dem Pflasterstein lagen ordentlich aufgereiht gepinselte Schriftstücke jeglicher Art. Der Schwerpunkt lag aber eindeutig auf den schmalen Streifen mit gepinselten Buchstaben – da ein großes Schild darauf aufmerksam machte, dass ein solcher bepinselter Streifen nur 5 Mark koste.

Wenn man sich im schwäbischen Stuttgart für irgendetwas kaufbares interessiert – vor allem für exotische, chinesische Schriftstücke mitten auf der Fußgängerzone – darf es natürlich nicht viel kosten. Und genau darauf hatte der chinesische Kalligraph (bei dem ich mir im Nachhinein nicht sicher bin ob das nicht doch vielleicht ein Vietnamese war?!) gebaut und die Kasse entsprechend klingen lassen – was ihm ja auch gegönnt sei, schließlich war es echt arschkalt und es hat, wie schon erwähnt – leicht geregnet. Also quasi ideales Gicht- und Rheumawetter. Das hab ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollen – und bin, mit Alice im Schlepptau – hastig auf den Chinesen zugeeilt: ich wollt unbedingt auch so ein exotisches Teil haben. Meinen Namen in chinesischen Schriftzeichen! Kay Macke. Vielleicht ein Symbol mit einem Drachen drauf – wie bei Bruce Lee? Oder was mit dynamischen Schwertern oder so? Ich habe also breit grinsend gleich zwei Namenzüge in Auftrag gegeben – meinen und den von Maus! Wie romantisch: zwei Symbole, die meine/unsere Identität in chinesisch ausgedrückt darstellen würden! ich war aufgeregt und sehr gespannt. Der Kalligraph sah mich etwas belustigt an und begann mit der Arbeit. erst ein Zeichen – dann ein zweites darunter. Zum Abschluss seine Signatur (viel schöner als die eigentlichen Zeichen – aber egal…) – dann das zweite Werk: erst dass obere. Dann das untere Zeichen. Fertig.

Er händigte mir beide Streifen aus und hielt die offene Hand entgegen "Das macht ’nen Zehner." Ich war überrascht, dass die chinesischen Touristen heutzutage so gut fließend deutsch sprechen konnten (später wollte ich dass unbedingt als beispielhafte Vorbereitung für Reisen ins Ausland erwähnen) – und gab ihm einen Schein und verabschiedete mich brav. Strahlend vor Freude hielt ich die beiden Streifen vor mir und bestaunte mit meiner Maus die bepinselten Papierstreifen. Die Freude hielt nicht lange an: ein paar tage später klärte mich ein Freund auf, dass es im chinesischen quasi unmöglich sei – Eigennamen ins chinesische zu übertragen – also Umschreibungen oder Synonyme verwendet würden. Ich solle mal schauen was ich da auf dem Streifen überhaupt stehen habe – das könne ja alles sein weil kaum keiner Chinesisch versteht! Vielleicht stünde da sogar etwas schweinisches drauf… – man wisse ja nie! Oh Gott! Gut, Terroristen gab es damals noch nicht – jedenfalls nicht in der Milliardenzahl wie heute, laut Washington… – aber was zum Henker mag da jetzt wohl stehen? Grausame Gedanken prallten auf mich ein, Verdächtigungen noch und nöcher: jetzt erst begriff ich im Nachhinein, warum mich der Kerl mitten im Pinseln abrupt anhaltend, so fies angeschaut- und dabei so verdächtig liebenswürdig angelächelt hatte! Bestimmt hatte er beschlossen gerade in diesem Moment eine riesengroße Beleidigung zu Pinseln! Großer Gott! Das kennt man ja von Frauen: von außen klasse – von innen Rosenkohlsuppe!Ich beschloss den Qualen ein Ende zu setzen und fand endlich jemanden, der mir übersetzte: mein Name auf chinesisch lautet "kleinel, lustigel Mann im gelben Legenmantel"! Und meine Partnerin, Maus, heißt: "Fleundin von kleinem, lustigem Mann mit gelben Legenmantel!".
😎 Kay Macke!

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