<b>Web 2.0 trifft Realität. Dieses wohl auf der Welt einzigartige Experiment das zumindest im wahren Leben stattfindet (die Truman-Show gab es schon im Kino) versucht gerade ein waghalsiger Einzelkämpfer aus Aachen mit dem Namen "Leben 2.0" auf die Beine zu stellen. Mit einem Projekt, an dem sich jeder über das Internet beteiligen kann. Die Grundlage der geplanten Inszenierung liefert Truman Burbank in dem 1998 produzierten Spielfilm "Die Truman Show" (Regie: Peter Weir), die nun von Interessierten auf <a href="http://www.atelierkaymak.com/subdomain_kaymacke/blog/index.php?/pages/LebenZweiNull.html" >dieser Seite</a> bearbeitet, umgeschrieben oder erweitert werden soll. Nach dem bewährten Wickipedia-Prinzip. Eine Anmeldung ist übrigens nicht erforderlich. Und was dabei herauskommt, ist natürlich noch vollkommen ungewiss.</b><br>
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<img width=’500′ height=’auto‘ style="float: bottom; border: 0px; padding-left: 5px; padding-right: 5px;" src="http://www.kaymacke.de/blog/uploads/Fotokarikatur/Leben20_1.jpg" alt="" /><br>
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Dazu heißt es in der Presseerklärung: „Ob dabei die körperliche oder geistige Verfassung des Protagonisten einen Schaden nehmen oder nicht – bleibt offen. Das Konzept des Lebenskünstlers Kay Macke dreht sich um die kritische Betrachtung der Manipulation. Truman Burbank (gespielt von Jim Carrey), der durch Zufall sein eigenes Unglück in der Kuppelstadt Seahaven aufdeckt, wird die aktuelle Praxis der Manipulierbarkeit gegenübergestellt, die die aktuelle Praxis des Wissenserwerbs aus Internetangeboten wie Pornoportalen und Webcamforen immer schneller verändert.“<br>
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Aber nicht nur das Leben von Kay Macke soll von den Internetbenutzern erarbeitet werden, sondern erstellt werden sollen auch Pressemitteilungen, PR-Material, eine Penthousewohnung im wunderschönen Mainhatten erworben samt innewohnender kostspieliger Prostituierten – und das Bankkonto gefüllt. Luxusbekleidung, mehrere Rolexuhren und diverse sauteure Sportwagen sollen alles abrunden und online erworben werden. Alles webkonform und selbstverständlich über barrierefreie Onlineportale. Nur leben muss Kay Macke dieses von der Internetgemeinde geschaffene Luxusleben dann doch wohl immer noch allein.<br>
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<img width=’500′ height=’auto‘ style="float: bottom; border: 0px; padding-left: 5px; padding-right: 5px;" src="http://www.kaymacke.de/blog/uploads/Fotokarikatur/Leben20_2.jpg" alt="" /><br>
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Da das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, sind Onlineüberweisungen und Bestellvorgänge bisher die Ausnahme. Sieht man einmal von der guten Absicht des Vorhabens ab. Da singt Kay Macke mit seinem Spiegelbild im Duett:<br>
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(Melodie der Sesamstrasse „Wer, wie was! Der, Die, Das! Usw. usf.)<br>
<em>Gib, mir, was!<br>
Na los, ich geb’, schon Gas!<br>
Kröten, Zaster, Steine?<br>
Ich brauch‘ jetzt eure Scheine!</em><br>
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Und danach sitzt Kay Macke dann offenbar in einer „Sissy-Bar“ mit vollschlanker Begleitung am Arm und unterhält sich. Nach mehreren sauteuren Champagner-Gläsern – die unzählige Chatter bereit sind zu zahlen – folgt die Ernüchterung: die Rechnung kann nicht beglichen werden weil die Webcommunity offenbar doch nicht bereit ist die Kosten zu tragen bzw. zu wenige Kreditkartenbuchungen eingegangen sind und PayPal auf Hacker reingefallen ist! <br>
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Kay Macke bekommt das merkwürdige Gefühl des Kontrollverlusts zu spüren – und wie es ist, einen Punchingball abzugeben (die Zahlungsunfähig führt dazu dass sich die vollschlanke Animierdame an den dicken Mann an der Bar wendet, der scheinbar zum Laden gehört und nur den Gast gespielt hat). 30 Minuten später kommt Kay Macke in einem dunklen, traurigen Hinterhof wieder zu Bewusstsein: zwischen umgekippten Mülltonnen und dem Vorderreifen eines silberfarbenen SUV- wischt er sich Blut und erbrochenes von Gesicht und Polyesterhemd und steht torkelnd auf – um noch einmal zu spucken und sich die noch am laufen befindende Minikamera auszuschalten. <br>
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Die Internetgemeinde konnte nämlich mittels Übertragung der Miniwebcam und dem städtischen WLAN-Netz hautnah mitverfolgen, wie sich der Türsteher der „Sissy-Bar“ bis zur Erschöpfung am „lebenden Punchingball“ verausgaben hatte müssen –um anschließend auf Beinarbeit umzustellen und Kay Mackes Befähigung als lebendiger Fussabtreter in Anspruch zu nehmen. Dabei ging es offenbar bisweilen turbulent zu, glaubt man einem Pressebericht: „Der Türsteher hämmert energisch auf Kay Macke ein. <br>
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Chatter 17 verlangt: <em>‚Immer nur Boxen is‘ langweilig! Mach’ mal zur Abwechslung ’n paar Kung Fu-Tritte, Alder!’</em> worauf Kay Macke – den Prinzipien von „Leben 2.0“ folgend – kaum sonderlich wahrnehmbar gegen des Türstehers Schienbein tritt und dieser – zur Freude der Webgemeinde die das mit lautem Beifall belohnt – sofort auf harte Beinarbeit umstellt. <br>
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Zurück zum Hinterhof: Kay Macke ist verwirrt. Das ist alles etwas anders gelaufen als geplant – die Schmerzen, das viele Blut und obendrein die versauten Klamotten – geschweige denn der stinkende Müll um ihn herum! Das wird im nächsten Anlauf anders laufen! Da wird die Minikamera nämlich in der „Sissy-Bar“ abgeschaltet. Vorher!<br>
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Parodie auf <a href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28551/1.html" >Ernst Corinths TELEPOLIS-Artikel „Theater 2.0“</a><br>