Herbert Feuerstein

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Herbert Feuerstein – Der Herrgott hat jetzt endlich einen Texter.

Herbert Feuerstein wurde am 15. Juni 1937 in Zell am See, Österreich geboren.

Der Text muss stimmen, egal wer ihn spricht. Das war ihm schon in seiner Kindheit wichtig. Sein Klassenbucheintrag sagt alles: „Feuerstein provoziert“! Mit 12 Jahren machte er es den Tech-Giganten nach und schuf ihn der Garage der elterlichen Villa eine funktionierende Einnahmequelle. Kasper, Gretel, Polizist, König und Prinzessin, natürlich durfte die Hexe nicht fehlen. Ein Bühnenbild gezaubert und schon kamen die Nachbarskinder mit einem Schilling in sein Marionetten-Theater. Er sprach alle Figuren selbst, das sorgte manchmal für Verwirrung.

Herbert Feuerstein Porträt Bild
Herbert Feuerstein Porträt Bild

Herbert Feuerstein wollte damals Pianist oder Neurochirurg werden, an letzterem war er näher dran als so manch ein Praktizierender. Mit dem Abitur in der Tasche begann er 1956 am Salzburger Mozarteum Musik in den Fächern Klavier, Cembalo und Komposition zu studieren. 1958 musste er nach einer nicht angemessenen Kritik die Uni verlassen, er arbeitete bereits nebenher als Theaterkritiker. Dabei wollte er nur seinen wesentlich gnadenloseren Vorgängern in nichts nachstehen.

Feuersteins herausragende Qualität als Texter handelte ihm schon bald zwei schallende Ohrfeigen ein. Das Da Capo in Salzburg war ein Treffpunkt der Theaterliebhaber, Schauspieler, Sänger, Musikanten und Freunde der klassischen Musik. Hier geht es normalerweise gepflegt zu, bis zu diesem speziellen Abend. Die später als „Das Salzburger Watschentrio“ unrühmliche Bekanntheit erlangten Sänger standen vor seinem Tisch und bedankten sich für eine vernichtende Kritik mit 2 Ohrfeigen und einem bösen Blick.

1959 lernte er Pearl Higa kennen. Sie stammte aus Hawaii und war für ein Jahr Musikstudentin. Als sie wieder in die USA zurück musste, folgte er ihr mit einem teilweise erschwindelten Journalistenvisum nach New York, die Greencard lag außer Reichweite. Dort heirateten sie am 20. November 1960 und lebten zusammen in einem kleinen Haus bis die Ehe 1969 auseinander ging.

Sie studierte in New York, er begab sich im deutschsprachigen Viertel Yorkville an der 86. Straße auf Jobsuche. Deutsche Wurst, deutsches Reisebüro und Hans Stabenau von der New Yorker Staats-Zeitung. Nach einer Arbeitsprobe bekam er einen Job und begleitete lange Ressorts, die kein anderer machen wollte. Für die deutschsprachige New Yorker Staats-Zeitung arbeitete er fast 10 Jahre als Redakteur und in den letzten beiden Jahren als Chefredakteur. 

Herbert Feuerstein und das MAD Magazin
Herbert Feuerstein und das MAD Magazin

Es hielt ihn nichts mehr in New York und er entschied sich nach Deutschland zu gehen. Der Verlag Bärmeier & Nikel, bekannt als Herausgeber des Satire-Magazins „Pardon“, stellte ihn als Verlagsleiter an. Nachdem der Verlag 1971 Pleite ging erhielt er noch in den halbleeren Büroräumen einen Anruf vom Aachener Bildschriftenverlag. Sie haben ihren Übersetzer gefeuert und brauchen jetzt Ersatz. Man traf sich in Frankfurt am Main und wurde schnell einig. Anfangs zu zweit bei MAD, war er nach einiger Zeit allein, quasi als Alleinherrscher tätig und textete, koordinierte, engagierte die besten Cartoonisten auf dem Markt. I. Astalos kam zu MAD als Feuerstein das Magazin neu ausrichtete. Frederic Dieter Stein arbeitete rund 6 Jahre ab 1982 für MAD.

Herbert Feuerstein freute sich sehr beim Besuch der Mad Redaktion New York wieder zu sehen. Er traf den Chefredakteur Al Feldstein und Bill Gaines, den Herausgeber des Mad Magazins. Der Besuch des New Yorker Mad Teams in Deutschland ließ nicht lange auf sich warten. Feuerstein leitete das deutsche Mad sehr erfolgreich bis 1992.

1984 begann seine Zeit beim Fernsehen als Autor für den WDR, später konnte man ihn auch als Schauspieler sehen. Von 1990 bis 1994 waren es 50 Schmidteinander-Sendungen. Sie sahen sich nur zur Aufzeichnung, die teilweise Live umgesetzt wurde und spielten was Feuerstein geschrieben hat. Für Harald Schmidt war er ein Genie.

Herbert Feuersteins Debut als Schauspieler war 1995 in „Nich‘ mit Leo“, es ging weiter mit „Der Trip“, „Entführung aus der Lindenstraße“, „Polizeiruf 110“, „Salto Postale“, „Die Wochenshow“, „Lindenstraße“, „Varell & Decker“, „Der Schuh des Manitu“. Zu sehen war er auch in „Genial daneben“ und „Bis zum Horizont, dann links!“, „Finn und der Weg zum Himmel“ und „Der Staatsanwalt“.

Seine Reiseberichte „Feuersteins Reisen“ von 1995 bis 1998 waren für ihn etwas Besonderes: Reisen war seine Leidenschaft! Alaska, Hawaii, Schottland, Arabien, Thailand, Mexiko und Ost-Afrika waren seine Ziele. 1996 dann ein 12 Stunden lange Sendung „Feuersteins Nacht“. 1998 gab er bei den Jedermann-Festspielen in Berlin sein Debut als Theaterschauspieler. Unverwechselbar war seine Synchronstimme für Mr. Huph bei der Pixar Animation „Die Unglaublichen“ im Jahre 2004.

Herbert Feuerstein erhielt Auszeichnungen und Preise: Bambi Award, Adolf-Grimme-Preis, 2010 einen Comedy-Award für sein bisheriges Lebenswerk, die Essener Feder für die beste Spielanleitung von Spion & Spion. Man hätte sie ihm auch per Post zusenden können, er machte sich nichts aus dem roten Teppich und den großen Veranstaltungen. Am liebsten verbrachte er seine Zeit zuhause, glücklich zusammen mit seiner Frau, österreichischen Germknödeln und Kaviar.

Er besaß seit 1992 die deutsche Staatsbürgerschaft, war begeisterter Orgelspieler und liebte Monty Python.

Herbert Feuerstein starb im Alter von 83 Jahren am 6. Oktober 2020 in Erftstadt, Nordrhein-Westfalen.

Er hinterlässt seine dritte Ehefrau, die Redakteurin Grit Bergmann und Tochter Lisa Ann Feuerstein.

1 Kommentar

  1. Bei Schmidteinander war Schmidt Feuersteins Marionette. So habe ich es damals empfunden, und sehe das heute noch genau so. Und auf diese Weise waren sie einfach unschlagbar. Schmidteinander – die beste Unterhaltungssendung, die je im deutschen Fernsehen lief.
    Und bezüglich Feuersteins Tod: ich habe immer noch die leise Hoffnung, daß er sich plötzlich wieder meldet, frei nach dem Motto: „Ich wollte nur mal sehen, was Ihr so über mich schreibt, und es hat mir gefallen. Jetzt kann ich tatsächlich in Ruhe sterben gehen. Tschüß!“ Ich glaube, man würde ihm diese Aktion verzeihen. 🙂

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