Al Jaffee

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Al Jaffee hat erst einmal seinen Namen zusammengefaltet. Den Vornamen Allen gab er sich selbst, die Armee machte es möglich.

Abraham Jaffee wurde am 13. März 1921 in Savannah, Georgia geboren. Aus Allan machte er Al.

Al Jaffee lebte im sonnigen Savannah mit seinen Palmen und freundlichen Menschen, ein Paradies voll mit Abenteuern. Gegenüber dem Elternhaus war die Feuerwehr, die mit ihren großen roten Leiterwagen, wenn nötig ausrückte. Genauso wie auf dieser Webseite, war das immer eine Show und ließ Kinderaugen strahlen. Al Jaffee dachte sich nichts dabei, als er in der Nähe zur Belustigung der Kinder ein Feuerchen mit zusammen geknülltem Zeitungspapier machte. Der Plan ging nicht auf, die Kinder warteten vergeblich. Keine Sirene, keine Feuerwehr, nur ein sehr zorniger Feuerwehrmann. Die Strafe kam umgehend. 

Al Jaffee mit dem Will Eisner Award
Al Jaffee mit dem Will Eisner Award. Foto Copyright Ryan Flanders

Seine Kindheit war alles andere als immer positiv und stets planbar. Jedes Kind wünscht sich ein harmonisches Elternhaus. Was er ab dem 6. Lebensjahr widerfuhr war die Trennung von seinem Vater und ein Leben oftmals ohne dem nötigsten. Al Jaffees Mutter nahm eines Tages die vier Brüder mit in ihre Heimat Litauen, unter dem Vorwand sie der Familie und den Großeltern vorzustellen. Sie hatte seit langem Heimweh.

Der Vater stimmte zu und beruhigte Al mit dem Versprechen, schon bald wieder in der USA zurück zu sein. Al hatte noch eine Bitte an ihn, er solle ihm doch jeden neuen Comic-Strip zusenden. Während eines Interviews äußerte er die Vermutung, dass diese Comics der Grund sein könnten, dass er Cartoonist wurde.

Der Ort Zarasai in Litauen liegt in der Nähe von Lettland und bot damals eine völlig andere Lebensgrundlage als in seiner gewohnten Heimat. Die Brüder waren oft auf sich allein gestellt. Nach gut einem Jahr stand der Vater vor der Tür und holte die Familie zurück in die USA. Die Mutter war sehr unglücklich und legte sich vom Haushaltsgeld immer etwas zurück. Nach einem Jahr startete sie einen zweiten Anlauf in ihre Heimat und nahm die Brüder erneut mit.  

Kalte lange Winter bis weit unter den Gefrierpunkt, dazu sonnige Abschnitte in einer traumhaft schönen Landschaft mit Seen und Wäldern im Sommer. Im Nachhinein vergleicht er das Leben mit der Geschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Hier fand er Freunde in der Nachbarschaft und entwickelte viele neue Ideen. Wäre da nicht seine nette, aber verantwortungslose Mutter. Manchmal erschien sie mit seltsamen Zutaten, die sie dann vermengt als Hauptmahlzeit ihren Kindern servierte. Immer wieder kam Geld vom Vater aus der Heimat an. Nett wie sie war, verteilte sie es an die Bedürftigen. Die eigenen Kinder mussten sehen wo sie bleiben.

Weiterhin auf sich selbst gestellt entwickelte er früh seinen Erfindergeist. Zum Stehlen von Obst, was blieb ihm übrig um die Brüder satt zu bekommen, bastelte er einen Korb zum Auffangen von allerlei Früchten. An den kurzen Leinen standen die Hunde und konnten Al und Harry nur staunend zusehen. Mit der Heimat hätte er längst abgeschlossen, auch die Sprache wäre ihm fremd geworden, hätte sein Vater nicht Wort gehalten. Schon vor der ersten Reise nach Litauen hatte er nur eine Bitte, hin und wieder einen neuen Comic aus der Heimat. Damit hatte sein Vater maßgeblich an der Bestimmung seines Sohnes mitgewirkt.

Die Al Jaffee Tribut Ausgabe des MAD Magazins
Die Al Jaffee Tribut Ausgabe des MAD Magazins

Für Al Jaffee stand aber schon seit langem fest, dass er und seine Brüder die Heimat nie mehr wieder sehen werden. Seine Mutter klammerte er schon seit langem aus. 1933 machte er große Augen als sein Vater vor ihm stand, gerade rechtzeitig, da es immer schwieriger wurde genug Essen zu organisieren. Alles betteln half nicht, seine Mutter wollte nicht mehr in die USA und verweigerte zudem die Herausgabe von David, den jüngsten Bruder. Al Jaffee schmerzte es sehr, selbst in der Heimat angekommen machte er sich Sorgen um den kleinen Bruder. Seine Mutter sollte er nie wiedersehen.

Es gab Veränderungen, leider nicht zum Guten! Der Manager-Posten war weg, die angesparten Rücklagen auch. Alle waren voller Verständnis, dass seine Mutter krank vor Heimweh war, jedoch brauchten ihre Eskapaden sämtliche Rücklagen auf und stoppten jäh die Karriere des Vaters. Die Hin- und Rückfahrt nach Litauen dauerte auch mal mehrere Wochen.

Jahrzehnte später, Mad buchte oft für alle Reisen, ob Freelancer oder fest angestellt. Sie wollten das Gemeinschafts-Gefühl entwickeln, ein Magazin – eine große Familie. Es klappte ganz gut. Trotzdem war es selten, dass einer von ihnen gut mit einem anderen zusammenarbeiten konnte, es sei denn man betrachtete das Dream-Duo Larry Siegel und Stan Hart. Sie haben sich 2 Wochen in ein Hotelzimmer eingeschlossen, um anschließend allen anderen ein absolutes Meisterwerk zu präsentieren.

Auf dem Weg nach Moskau nahm Gaines ihn beiseite. Er kannte einen Teil seiner Geschichte und bot an, für ihn eine kurze Reise nach Zarasai zu organisieren. Al bedankte sich, lehnte jedoch ab. Zuviel hat sich verändert und es wäre das gleiche, als würde er ein Friedhof besuchen.

Das geliebte Haus und die großen Palmen in Savannah waren Geschichte, die Rückfahrt endete bereits in einer Absteige in New York. Die Zeiten waren hart, die Kinder wurden getrennt, das gemietete Zimmer hatte nur ein Bett. Mit dem Halbtags-Job kamen sie mehr schlecht als Recht über die Runden. Al Jaffee existierte, mehr aber auch nicht. Sein Leben begann mit dem ersten Tag in der High School of Music & Art, dass seiner Meinung nach nur für ihn gegründet wurde. In seiner Klasse war auch Will Elder, mit dem er gerne Zeit verbrachte. Ob das ein Zufall war, als der spätere Gründer des Mad Magazins, Harvey Kurtzman auch hier anfing zu studieren?

Al Jaffee Cartoon aus dem US MAD Nummer 76
Al Jaffee Cartoon aus dem US MAD Nummer 76

Unter all den guten Zeichnern stach Al Jaffee heraus, seine Illustrationen lösten Begeisterung aus. Eines Tages stand Harvey Kurtzman vor einem seiner Illustrationen am schwarzen Brett und sagte: „Ich werde ein Magazin herausbringen und Al Jaffee und Will Elder engagieren.“ Er hatte sein Ziel fest vor Augen und sollte recht behalten. In den ersten Ausgaben zu 10 Cent war er noch nicht vertreten. Kurtzman verbesserte das Heft, machte es zu einem Magazin und erhöhte den Preis auf 25 Cent.

Ab dann war Al Jaffee dabei, noch nicht als Zeichner, anfangs als Texter. Die jahrzehntelange Zusammenarbeit startete und wurde sogar vom Guinness Buch der Rekorde gewürdigt. Zu dieser Zeit gab es Zeichner wie Sand am Meer, gute Texter waren Mangelware. Sie taten sich schwer und wurden entweder umgeschrieben, oder einfach abgelehnt. Um seine Texte haben sich die Zeichner gerissen, er hat ein Storyboard dazu gelegt. Al Jaffee konnte beides und dachte auch wie sie. Nach einiger Zeit engagierten Mad ihn zusätzlich als Zeichner.

Seine erste Karikatur entstand während des Studiums und dem Beginn seiner beruflichen Laufbahn. Jaffee sah Helden wie Superman, versuchte aber nicht in diesen Gewässern zu fischen und ein Konkurrent zu zeichnen. Ihm war es Schleierhaft, wo man all diese verschiedenen Muskeln hinmalen soll. Inferior Man war das Gegenteil, es stellte einen Buchhalter dar.

Als er von Will Eisner für sein Magazin engagiert wurde, sollte er der Kriegszeit entsprechend dem Buchhalter eine Uniform verpassen. Die Zusammenarbeit war von kurzer Dauer, da ihm viele Geschichten für einen Buchhalter einfielen, nicht aber für einen Soldaten. Will Eisner war für Al Jaffee der beste Cartoonist überhaupt. Bevor er vom Mad Magazin kontaktiert wurde hatte er einige weitere Engagements.

Als Künstler lässt man sich von vielen Dingen inspirieren. Al Jaffee hatte Bücher, Zeitungen, Magazine und dazwischen einen Playboy. Er konnte einige Cartoons an Playboy verkaufen. Der Gedanke, diese Falttechnik im Mad Magazin mit Cartoons zu verbinden, ließ Jaffee keine Ruhe. Das die Seiten zu einer langen Seite aufklappen kannte er bereits von geografischen Magazinen. Al Jaffee wäre nicht er, wenn er den geraden Weg gehen würde.

Al Jaffee's letztes Faltblatt

Die Faltblatt Technik (Fold-In) war geboren und er stellte die Idee und Entwurf seinem Verleger vor, der sie im Innenteil der Cover-Rückseite platzierte. Richard Burton begann eine Beziehung mit Elizabeth Taylor und dann gefaltet küsste sie schon wieder den nächsten. Bis April 2016 war er mit den Faltblatt Cartoons beschäftigt. Was so leicht aussieht, dauert rund zwei Wochen. 

Al Jaffee nutzte damals seinen Erfolg und kaufte seinem talentierten Bruder Harry die Nachbarwohnung, um ihn in seiner Nähe zu haben.

Mit seiner ersten Frau Ruth Ahlquist hat er zwei Kinder, Sohn Richard und Tochter Debbie, Enkel und Ur-Enkel. 1967 wurde er von ihr geschieden. Seine zweite Frau Joyce Revenson starb im Januar 2020.

Al Jaffee ist 99 Jahre alt und hat sich 2020 zur Ruhe gesetzt.

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